Die Burgruine Spilberg

 

Ein Bericht von Herbert Topolanek (Heimatverein Langenstein)

 

 

Das Bauwerk, welches hier von Joseph August Schultes 1827 im „Handbuch für Reisende auf der Donau“ so romantisch beschrieben wird, ist von Linz in kaum einer Stunde mit dem Rad entlang des Donauradwegs Richtung Mauthausen, oder zu Fuß in einer dreiviertel Stunde ab dem Bahnhof St. Georgen/Gusen zu erreichen.

 

Aber von der Donau wird die Ruine schon lange nicht mehr umspült. Es war vor der großen Donauregulierung 1850 bis 1858, als die Burg auf einer lang gestreckten Felseninsel mitten in der Donau lag. Der Hauptstrom führte – anders als heute – nördlich an dieser Insel vorbei. Die bei Niederwasser aus dem Flussbett ragenden Felsen, der so genannte „Saurüssel“ waren für die Anfang des 19. Jahrhunderts sehr beliebten Dampfschiff-fahrten von Linz nach Wien gefährlicher als der gefürchtete Greiner Strudel. Daher zwang man die Donau durch Eintiefung und Abdämmung in den früher schmalen südlichen Seitenarm bei Enghagen und schuf so den heutigen Verlauf des Stromes. Der Altarm verlandete rasch und so stellt sich heute Spilberg als eine mitten im Auwald liegende halbverfallene Ruine dar.

 

Die hohe äußere Ringmauer ist teilweise zerstört, die spärlichen Reste des einstigen Herrenhauses mit seiner gotischen Kapelle, dem Pallas und der Rüstkammer sind mit Blumen, Kräutern und Gestrüpp bewachsen. Nur der Bergfried, ein 35 Meter hoher Turm, ragt noch äußerlich fast unbeschädigt in den Himmel und lässt erahnen, welcher schöne Rundblick sich an seiner Spitze ergibt.

 

Ruhm und Glanz sind vergangen und doch wurde Spilberg in den tausend Jahren seines Bestehens von einst mächtigen Herren bewohnt. Erstmals 1150 urkundlich erwähnt, starb das Geschlecht der Gründer bald aus und die Burg kam in den Besitz der Fürsten des “Landes ob der Enns“. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Lehensherren rasch, einige Zeit war sie als Fluchtburg auch beim Stift St. Florian. Später kam sie zum mächtigen Geschlecht der Liechtensteiner, im Jahr 1485 wurde Spilberg dem verdienten Feldhauptmann Bernhard von Schärffenberg übergeben. Sein Wappen ziert heute noch den einstigen Haupteingang, ein mächtiges Tor in der Außenmauer.

 

Auch die Bauernkriege gingen nicht spurlos an der Festung vorbei. Der damalige Besitzer Hans von Jörger schreibt 1626 bemerkenswert über die damals herrschenden Verhältnisse:

 

Gestern haben mich die Herren Bauern heimgesucht, habe ihnen Bewehrungen und anderes de facto geben müssen, haben auch viel Untertanen mit sich hinweg genommen bei Bedrohung des Brandes. Sie seind bei siebenhundert im Dorfe Langenstein gewesen und vergangene Nacht zu Mauthausen Quartier gehabt, die Mauthausner haben heunt mit ihnen fort müssen. Ziehen auf Grein und Freistadt zu, alldort ein Lager sein soll. Der Herr Schwager glaubt nit, wie sie verbittert und wild seien. Doch wenn man ihnen Willen tut, belaidigen sie ainiger Menschen nit.  

 

Bald darauf ging das Gebäude in den Besitz der Weissenwolffer über und blieb bis heute bei dieser Familie. Allerdings hatten die neuen Eigentümer, deren Wohnsitz das Schloss Steyregg war und ist, kein Interesse an der Erhaltung, räumten Spilberg gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts und gaben die Burg dem Verfall preis . Eine spätgotische Muttergottesstatue aus der Burgkapelle kann jedoch noch heute in der Pfarrkirche Steyregg bewundert werden.

 

Auch als Ruine, teilweise mit Zinnen und Schießscharten versehen, war Spilberg keineswegs bedeutungslos. Durch die Nähe zur Landeshauptstadt und den beginnenden Tourismus auf der Donau entstanden immer wieder Zeichnungen, Gemälde und Beschreibungen von bedeutenden Künstlern wie Jakob Alt oder William Turner.

 

Bemerkenswert ist auch, dass trotz zunehmendem Verfall die Burgruine bis heute im ehemaligen Wirtschaftstakt dauernd bewohnt blieb. Geografisch gehörte das Bauwerk zwar bis zum Jahr 1997 zur Stadt Enns, war jedoch immer mit den Gemeinden Langenstein und Mauthausen nördlich der Donau verbunden. Im Zuge einer Gebietsbereinigung wurde dieser Anachronismus korrigiert.

 

Gemeinsam mit engagierten Leuten aus der Gemeinde Langenstein, mit dem derzeitigen Pächter des Wirtschaftsgebäudes und mit dem Besitzer der Liegenschaft Mag. Andreas Krassay entstand im März der neue Verein „Freunde der Burgruine Spilberg“ mit der Zielsetzung, das Bauwerk vor der weiteren Zerstörung zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So bleibt die Hoffnung, dass dieses wertvolle Kulturgut auch im zweiten Jahrtausend ihres Bestehens als Zeuge vergangener Epochen bestehen bleibt. Interessierte Personen, die sich an diesem Projekt beteiligen wollen, werden gebeten, mit dem Obmann des Vereins Wilhelm Wolkerstorfer in Verbindung zu treten.